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Tafeln grenzen Menschen aus

Über die Tafeln in der Bundesrepublik die seit Hart IV entstanden sind, schrieb Heinz Klein:

Leserbrief Rheinzeitung vom 23.5.2011
Zu Artikel „Immer mehr Rentner müssen sich bei der Kreuznacher Tafel versorgen“

Tafel führt nicht aus Not heraus
Ich bedanke mich bei den vielen Menschen die für diese Nothilfe ihre Arbeit leisten. Ich teile jedoch die Kritik  von Markus Günther vom Deutschen Caritasverband, dass die über 800 Tafeln in der Bundesrepublik  ein Rückschritt statt ein Fortschritt sind. Sie erinnern an die Armenspeisungen vergangener Jahrhunderte die längst als überwunden galten.
Die Tafeln sind mittlerweile – entgegen ihrer ursprünglichen Zielsetzungen und entgegen ihrer subjektiven Absichten – objektiv zum Puzzlestein einer Politik geworden, die die Rückkehr zu einer reaktionären Form privater Wohltätigkeit und sozialer Entrechtung betreibt. Die Verteilung der Lebensmittel hilft eine Notlage zu überbrücken aber führt nicht aus der Not heraus.
Tafeln, Suppenküchen und Kleiderkammern lindern laut einer Studie des Sozialwissenschaftlers Prof. Stefan zwar akute Notlagen, sie verfestigen aber auch eine Spaltung der Gesellschaft. Die Nutzer  solcher die Existenz unterstützender Angebote fühlten sich nach dieser Studie dauerhaft aus der Gesellschaft ausgegrenzt.
Ein Großteil der Tafeln entstand erst nach Inkrafttreten der Hartz-IV-Reformen 2005, Sie haben ihre Ursache in der Sozialpolitik der Parteien SPD/FDP/CDU/ und Grünen
Existenzsicherung ist Aufgabe des Sozialstaates und darf nicht auf die Armenfürsorge der Wohlfahrtsverbände und der Gesellschaft verschoben werden. Aufgabe des Staates ist es auch, Armut und Ausgrenzung zu verhindern. Tafeln, Kleider- und Möbelshops können und dürften deshalb keine dauerhafte Lösung sein.
Ich möchte den Satz der Bundeskanzlerin „sozial ist, was Arbeitsplätze schafft“ ergänzen durch die Forderung auf ein menschenwürdiges Dasein und die Teilnahme an dem gesellschaftlichen und kulturellen Leben aller Menschen. Das ist mehr als Menschen mit billigen Almosen abzuspeisen.


Heinz Klein
Guldental